Putze/Mörtel
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Autoren: Michael Auras
Abstract[Bearbeiten]
In vielen Fällen ist eine Salzreduktion mittels Kompressen oder Wasserbad nicht möglich oder nicht ökonomisch. In solchen Fällen bietet sich an, mit geeigneten Mörtel- und Putzsystemen auf Salzbelastungen zu reagieren. Basierend auf den Ergebnissen der Vorunteruchungen ist das Maßnahmenkonzept zu entwickeln. Bei der Auswahl von Putzen und Mörteln gibt es mehrere Wirkprinzipien:
- Salze und Feuchtigkeit unter dem Putz absperren,
- Salz- oder Feuchtebelastung kaschieren,
- Salze im Putz oder Mörtel speichern,
- Salze und Feuchtigkeit bis an die Putzoberfläche durchlassen.
Durch die Wahl des Mörtelbindemittels, seiner Zuschlags- und Zusatzstoffe sowie durch den Einsatz chemischer Zusatzmittel lassen sich die Eigenschaften moderner Putze und Mörtel in weiten Bereichen einstellen, so dass sie die genannten Aufgaben erfüllen können.
Dichte Zementmörtel und wasserabweisend eingestellte Kalkzementmörtel wirken in erster Linie sperrend (Sperrputz). Ist der Nachschub an Feuchtigkeit in die betroffene Wand nicht durch Begleitmaßnahmen wirksam abgestellt oder zumindest stark reduziert, so kommt es häufig zum Feuchtestau hinter Putzen von geringem kapillarem Saugvermögen. Dies kann zum Abplatzen des Putzes oder zur Umleitung von Feuchte und Salzen in andere, bislang unbelastete Mauerwerksbereiche führen, woraus wiederum neue Schäden resultieren können.
Ist der Putz aber kapillar saugfähig (Kalkputz, Gipsputz oder Kalkzementputz ohne wasserhemmende oder wasserabweisende Zusatzmittel), so werden mit der Feuchte Salze in den Putz eingetragen und in dessen Porenraum bzw. an dessen Oberfläche angereichert. Der Kristallisationsdruck der Salze kann zur Zerstörung des Putzgefüges führen. Das Einwandern von Salzlösungen in den Putz kann ausgenutzt werden, um wertvolle Oberflächen zu schützen (Opferputz) oder um Salz aus dem Mauerwerk zu entziehen (Kompressenputz).
Wichtig ist also zunächst die Grundsatzentscheidung:
- Soll ein Putz- und Mörtelsystem in erster Linie für eine gewisse Zeit eine möglichst schadensfreie Wandoberfläche herstellen, oder
- Sollen Putz und Mörtel in erster Linie die Salzbelastung des Mauerwerks mindern und wird dafür eine ästhetische Beeinträchtigung und eine verminderte Standzeit in Kauf genommen.
Im Folgenden werden die prinzipiell zur Verfügung stehenden Möglichkeiten aufgezeigt.
Sanierputz[Bearbeiten]
Sanierputze für feuchte und salzhaltige Untergründe sind Werktrockenmörtel mit hoher Porosität, Salzaufnahmevermögen, Wasserdampfdurchlässigkeit und auch Wärmedämmfähigkeit. Sie bewirken insbesondere:
- die Verlagerung der Verdunstungsebene für die im Mauerwerk befindliche Feuchtigkeit von der Oberfläche in die Putzschicht hinein.
- Aufnahme der im Mauerwerk in gelöster Form vorliegenden Salze im Laufe der Zeit in den Putzkörper ohne dessen Zerstörung durch Auskristallisation.
Die erforderlichen Eigenschaften von Sanierputzen sind im WTA-Merkblatt 2-9-04/D festgelegt.
Sanierputz / Sanierputzsystem nach WTA[Bearbeiten]
Für die Anwendung in „entsalzender" Funktion sind die Sanierputze nach WTA nur bedingt geeignet. In erster Linie zielen sie darauf ab, eine schadensfreie Wandoberfläche herzustellen, gleichzeitig sollen sie aber einen Teil der Salze in ihr Porengefüge einlagern. Ist das Porengefüge mit Salz gefüllt, so schlagen Salzausblühungen auf die Putzoberfläche durch und der Putz sollte ersetzt werden.
Bei mittleren bis hohen Salzbelastungen des Untergrundes ist die Anwendung eines mehrlagigen Sanierputzsystems, bestehend aus einem auf Salzeinlagerung hin konzipierten Grundputz und dem schon genannten Sanierputz als Deckputz zu empfehlen.
Die im WTA-Merkblatt definierten Versalzungsgrade von Nitraten, Chloriden und Sulfaten sind in Tabelle 3 angegeben.
Tabelle 3: Bewertung der Salzbelastung nach WTA-Merkblatt 2-9-04
Belastungsstufe | Chloride | Nitrate | Sulfate |
Geringe Belastung | < 0,2 | < 0,1 | < 0,5 |
Mittlere Belastung | 0,2 bis 0,5 | 0,1 bis 0,3 | 0,5 - 1,5 |
Hohe Belastung | > 0,5 | > 0,3 | > 1,5 |
Über die Angaben des WTA-Merkblatts hinaus wird empfohlen, insbesondere bei der Bewertung von Sulfatbelastungen zu differenzieren, welche Kationen vorliegen. Liegt Gips als relativ schwerlösliches Salz vor, so ist die Belastung möglicherweise herabzustufen. Natrium- oder Magnesiumsulfate besitzen hingegen ein deutlich höheres Schädigungspotential, es kann daher ein Erhöhen der Belastungsstufe notwendig werden. Zusätzlich sollte die Resistenz des Untergrundes gegenüber Salzkristallisation mit in die Bewertung einbezogen werden.
Tabelle 4: Anforderungen an Sanierputze nach WTA-Merkblatt 2-2-91
Luftporengehalt des Frischmörtels | > 25% |
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl | µ < 12 |
Wassereindringtiefe nach 24 Stunden | 5mm > h < 2mm |
Kapillare Wasseraufnahme | W24 > 0,3 kg/m² |
Porosität des Festmörtels | > 40% |
Rohdichte Festmörtel | < 14 kg/dm³ |
Druckfestigkeit nach 28 Tagen | < 5N/mm² |
Druck-/Biegezugfestigkeit nach 28 Tagen | < 3.0 |
Opferputz
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Opferputze sollen Belastungen gefährdeter Oberflächen verringern, indem sie die jeweiligen Schadensprozesse in den Putz verlagern. Dabei wird in Kauf genommen, dass der Putz Schaden nehmen kann und sich opfert.
Das WTA-Merkblatt 2-10-06/D definiert Opferputze als Putz mit zeitlich begrenzter Standzeit und dem Ziel einer Sanierwirkung oder Schutzfunktion. Das Merkblatt unterscheidet je nach Art der Schadensursachen und nach den Wirkprinzipien verschiedene Arten von Opferputzen. Für die verschiedenen Opferputzarten werden unterschiedliche Anfordungsprofile definiert. Als Opferputz für salzbelastetes Mauerwerk wird der so genannte Kompressenputz empfohlen.
Die gelegentlich als Opferputz eingesetzten Luftkalkputze hingegen sind für salzbelastetes Mauerwerk nur bedingt geeignet.Die Festigkeitsentwicklung ist bei hohen Feuchteangeboten aus dem Untergrund unvollständig oder zumindest stark verzögert. Luftkalkputze besitzen aufgrund ihrer geringen Festigkeit nur eine geringe Resistenz gegenüber den auskristallisierenden Salzen, weshalb sich meist sehr schnell Schäden zeigen. Die hohe kapillare Saugfähigkeit von Kalkputzen befördert den Salztransport an die Oberfläche, wo die Feuchtigkeit verdunstet und die Salze auskristallisieren. Liegen hohe Feuchte- und Salzbelastungen vor, so kann die schnelle Salzanreicherung in Kombination mit mäßiger Porosität (ca. 30 Vol.-%) zu frühzeitigem Porenverschluss an der Putzoberfläche führen. Die dadurch bewirkte Erniedrigung des effektiven Feuchtedurchganges kann eine Trocknungsblockade (Künzel 1991) bedingen, mit nachfolgenden Schäden durch den Anstieg des Feuchteniveaus im Mauerwerk. Bei mäßigem Feuchtenachschub können Kalkputze jedoch in erheblichem Maße zum Entzug von Salzen aus dem Mauerwerk beitragen. Auras (2008) berichtet von Salzausträgen zwischen 80 und 800 g Salz pro Quadratmeter Putzfläche bei Anwendung eines Putzes auf Basis natürlich hydraulischen Kalkes innerhalb weniger Monate.
Kompressenputz[Bearbeiten]
Der Kompressenputz ist eine Art Sanierputz ohne eine hydrophobe Ausrüstung, so dass er etwa folgende Eigenschaften aufweist. Trotz seiner auf niedrig festes Mauerwerk abgestimmten Festigkeiten besitzt er wegen seiner hydraulischen Bindung eine hohe Resistenz gegenüber auskristallisierenden Salzen. Hohe Standzeiten sind dann auch bei einer hohen Salzbelastung des Untergrundes zu erreichen. Ein kapillarer Feuchtetransport bedingt auch ei¬nen Salztransport in der flüssigen Phase, d.h. dass auch die Gefahr des Anstieges des Feuch¬teniveaus im Mauerwerk minimiert ist. Die hohe Gesamtporosität von 60% bewirkt einen konstant niedrigen Wert für den Wasserdampfdiffusionswiderstand auch nach einer Salzeinlagerung. Der Kompressenputz zeichnet sich durch eine hohe Effektivität in bezug auf die Entsalzungsleistung aus. Die absolute Standzeit ist jedoch geringer als für ein Sanierputzsystem einzustufen und es können bei hoher Salzbelastung auch Feuchteflecken und Salzausblühungen auftreten.
Schlämmen[Bearbeiten]
Dünnschichtige Schlämmen sind generell wenig geeignet als Oberflächenbeschichtung auf salzbelastetem Mauerwerk, da sie aufgrund ihrer geringen Schichtdicke nur eine geringe Schutzwirkung entfalten können. Poröse Schlämmmaterialien besitzen nur eine geringe Salzspeicherkapazität. Bei kapillar saugfähigen Schhlämmen schlagen Salze schnell an die Oberfläche durch, bei hydrophoben Schlämmen besteht eine hohe Gefahr der Beschädigung durch Salzkrististallisation zwischen Substrat und Schlämme.
Bewährt haben sich dünnlagige Kalkschlämmen zum Schutz wertvoller Oberflächen als kleinflächig aufgebrachte Trennschicht zwischen salzbelasteter Originaloberfläche und neu aufzubringendem Putz.