Mirabilit: Unterschied zwischen den Versionen
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Mirabilit, das Decahydrat des Natriumsulfats und seine Eigenschaften werden vorgestellt. | Mirabilit, das Decahydrat des Natriumsulfats, und seine Eigenschaften werden vorgestellt. | ||
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Version vom 31. März 2015, 09:11 Uhr
Autoren: Hans-Jürgen Schwarz , Nils Mainusch
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Mirabilit[1][2][3] | |
Mineralogische Salzbezeichnung | Mirabilit |
Chemische Bezeichnung | Natriumsulfat-Decahydrat |
Trivialname | Glaubersalz, Reussin, Wundersalz |
Chemische Formel | Na2SO4•10H2O |
Hydratformen | Na2SO4•7H2O (Natriumsulfat-Heptahydrat) |
Kristallsystem | monoklin |
Deliqueszenzfeuchte 20°C | 95,6 % |
Löslichkeit(g/l) bei 20°C | 1,353 mol/kg |
Dichte (g/cm³) | 1,466 g/cm³ |
Molares Volumen | 219,8 cm3/mol |
Molare Masse | 322,19 g/mol |
Transparenz | durchsichtig bis undurchsichtig |
Spaltbarkeit | vollkommen bis schlecht |
Kristallhabitus | |
Zwillingsbildung | |
Phasenübergang | |
Chemisches Verhalten | |
Bemerkungen | löslich in Wasser und Glycerin, in wasserfreiem Ethanol unlöslich verliert leicht etwas Wasser, geht bei 32°C in Thenardit über; anomale blaue oder braune Interferenzfarben |
Kristalloptik | |
Brechungsindices | nx = 1,394 ny = 1,396 nz = 1,398 |
Doppelbrechung | Δ = 0,004 |
Optische Orientierung | negativ |
Pleochroismus | |
Dispersion | 76° |
Verwendete Literatur | |
[Robie.etal:1978]Titel: Thermodynamic properties of minerals and related substances at 298.15 K and 1 bar pressure and higher temperatures Autor / Verfasser: Robie R.A., Hemingway B.S.; Fisher J.A. [Dana:1951]Titel: Dana's System of Mineralogy Autor / Verfasser: Dana J.D. |
Abstract[Bearbeiten]
Mirabilit, das Decahydrat des Natriumsulfats, und seine Eigenschaften werden vorgestellt.
Vorkommen von Mirabilit[Bearbeiten]
Sowohl Thenardit wie auch Mirabilit erscheinen als natürliche Mineralien. In Mineralwässern, als Ablagerungen ehemaliger Salzseen und in Form unterschiedlicher Doppelsalze tritt Natriumsulfat in der Natur auf. Die Kenntnis des kristallwasserhaltigen Natriumsulfates reicht nachweislich bis in das 16. Jh. zurück. Erste Beschreibungen desselben sind von Glauber aus dem Jahre 1658 überliefert, welcher es als “sal mirable” bezeichnete. Auf dessen Namen zurückgehend ist auch die Trivialbezeichnung “Glaubersalz” für Mirabilit in der Literatur anzutreffen.
Angaben zu Herkunft und Bildung von Mirabilit an Baudenkmalen[Bearbeiten]
Durch den Eintrag von Materialien, die lösliche Natriumverbindungen enthalten, kann im mineralischen System eines Baudenkmals Natriumsulfat als Ausblühsalz entstehen, wenn mit schwefeligen Gasen kontaminierte Luft einwirkt oder sonstige Sulfatquellen vorliegen. Einen hohen Gehalt an Natriumionen weisen Zemente auf, in denen nach DIN-Vorgaben bis zu 0,5% lösliche Alkalien enthalten sein dürfen. Rein rechnerisch können 100 kg Portlandzement mit einem Gehalt von lediglich 0,1% löslichem Na2O in schwefelsäurehaltiger Luft 520g Mirabilit ausbilden [Angaben nach Arnold/Zehnder 1991]. Eine Fülle von Reinigungsmaterialien und v.a. früher verwendeten Restaurierungsprodukten (wie Wasserglas) können Natriumionen in Baudenkmäler eintragen. Als weitere Quellen sind Grundwasser und Oberflächenwasser anzuführen, die Na+-Ionen enthalten können. Streusalz besteht zu großem Teil aus leicht löslichem Natriumchlorid. In Küstennähe ist NaCl-haltiges Meerwasser als Natriumquelle zu berücksichtigen.
Lösungsverhalten[Bearbeiten]
Mirabilit hat bei 20 °C eine Löslichkeit von 1,35 mol/kg. Die Löslichkeit weist, wie in Abbildung 1 gut zu erkennen ist, eine starke Temperaturabhängigkeit auf, so dass sie bei niedrigen Temperaturen stark abnimmt und bei höheren Temperaturen stark ansteigt. Mirabilit ist nur bis zu einer Temperatur von 32,4 °C stabil, oberhalb dieser Temperatur ist Thenardit die stabile Phase.
siehe Natriumsulfat
Hygroskopizität[Bearbeiten]
In Abbildung 2 ist der Temperatureinfluß auf die Deliqueszenzfeuchten von Mirabilit sowie der anderen Phasen des Natriusulfats verdeutlicht. Auffällig sind hierbei die gegenläufigen Kurvenverläufe der Deliqueszenz von Thenardit und Mirabilit. Siehe hierzu auch Natriumsulfat.
Anders als bei Thenardit nimmt die Deliqueszenzfeuchte von Mirabilit bei steigender Temperatur niedrigere Werte an. Die Deliqueszenzfeuchte von Mirabilit liegt im für die Phase stabilen Temperaturbereich stets oberhalb von 87 %.
0°C | 10°C | 20°C | 30°C |
98,8%r.F. | 97,8%r.F. | 95,6%r.F. | 90,1%r.F. |
In Anwesenheit von Fremdionen (bei Salzgemischen) verändern sich die Parameter der Deliqueszenzfeuchte und der notwendigen Temperatur- und Feuchtebedingungen für Umkristallisationen zudem deutlich. Als orientierende Daten sind in Tabelle 1 experimentell erfasste Werte der Deliqueszenzfeuchte in unterschiedlichen Salzgemischen wiedergegeben. Es zeigt sich, dass alle Werte der Deliqueszenzfeuchte unter denen des Reinsalzes Mirabilit liegen.
MgSO4 | Ca(NO3)2 | KNO3 | |
Na2SO4 • 10H2O | 87(21°C) | 74 (21°C) | 81(21°C) |
Kristallisationsdruck[Bearbeiten]
Bei der Kristallisation aus wäßriger Lösung läßt sich für Mirabilit ein Kristallisationsdruck von 7,2-8,3 N/mm2 angeben.
Hydratationsverhalten[Bearbeiten]
siehe Natriumsulfat
Analytischer Nachweis[Bearbeiten]
Mikroskopie
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Laboruntersuchung:
Durch mikroskopische Beobachtungen des Lösungsverhaltens sind die gute Wasserlöslichkeit und Ethanolunlöslichkeit zu verifizieren. Thenardit und Mirabilit besitzen keine morphologische Charakterisitka, die bei einfachen Rekristallisationsversuchen zur Identifizierung beitragen können. Vielmehr ist eine große Bandbreite unterschiedlichster Erscheinungsformen beobachtbar.
Brechungsindizes: nx = 1,395; ny =1,396-1,410; nz =1,398-1,419
Doppelbrechung: Δ = 0.04-0,023
Kristallklasse: monoklin
Polarisationsmikroskopische Untersuchung:
In Abhängigkeit von den vorliegenden Luftfeuchte- und Temperaturbedingungen verändern Kristalle des Rohprobematerials und des rekristallisierten Präparates ihren Kristallwassergehalt. An trockener Luft (mit r.F. < 80% bei Raumtemperatur) verliert Mirabilit sein Kristallwasser und geht in Thenardit über. Dieser Vorgang kann mikroskopisch klar nachvollzogen werden, wenn der Prozeß der Rekristallisation beobachtet wird. Mirabilit weist charakteristische anormale Interferenzfarbe auf, im Zuge des Wasserverlustes und Entstehen von Thenardit schwächen sich die anormalen Interferenzphänomene zunehmend ab.
Verwechslungsmöglichkeiten:
Generell ist die Unterscheidung einer bestimmten Anzahl von Sulfaten (die unten aufgelistet sind und wozu Thenardit zählt) ohne mikrochemische Bestimmung der Kationen problematisch, da die Brechungsindizes der Salze dicht beieinander liegen, und alle Salze eine niedrige Doppelbrechung aufweisen. Hilfreich ist die Verwendung eines Immersionsmittels mit einem nD-Wert von 1,48. Eine Differenzierung innerhalb dieser Gruppe wird damit möglich. Außerdem können die unten genannten Eigenschaften als Abgrenzungskriterien hinzugezogen werden.
Eindeutig bestimmbar wird Thenardit durch die Möglichkeit, nach Auflösung des Probematerials im Zuge der Rekristallisation das Phänomen anormaler Interferezfarben beobachten zu können, sprich Mirabilit in der hohen Hydratstufe zu identifizieren, und somit indirekt Thenardit nachzuweisen.
Salzphase | Unterscheidungsmerkmale |
Boussingaultit (NH4)2Mg(SO)4 • 6H20 | keine anormalen Interferenzfarben / schiefe Auslöschung |
Pikromerit K2Mg(SO4)2 • 6H20 | keine anormalen Interferenzfarben / schiefe Auslöschung |
Bloedit Na2Mg(SO4)2 • 6H20 | alle Indizes >1,48 / keine anormalen Interferenzfarben / schiefe Auslöschung / optisch negativ orientiert |
Glaserit K3Na(SO4)2 | alle Indizes >1,48 / keine anormalen Interferenzfarben/schiefe Auslöschung |
Arkanit K2SO4 | alle Indizes >1,48 / keine anormalen Interferenzfarben |
Magnesiumformiat Mg(HCO2)2 • 2H2O | vergleichsweise hohe Doppelbrechung / keine anormalen Interfernzfarben / schiefe Auslöschung |
Betrachtung von Mischsystemen:
Mischsystem Na+– Ca2+– SO4 2-: Der Ausfall von Gips erfolgt im Zuge der Rekristallisation entsprechend der geringeren Löslichkeit desselben zuerst. Der charakteristische nadelige Habitus von einzelnen Gipskristallen wie auch von Aggregaten bleibt bestehen. Der Ausfall von Natriumsulfat erfolgt später, das eigentliche Kristallwachstum vollzieht sich merklich schneller. Die Morphologie ist unspezifisch.
Mischsystem Na+– SO4 2-– Cl-: Der Ausfall der beiden Partikelsorten beginnt etwa zeitgleich. Halit mit charakteristischer Morphologie, Natriumsulfat in extrem variierender Gestalt.
Salze und Salzschäden im Bild[Bearbeiten]
Unter dem Polarisationsmikrokop[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ http://webmineral.com/data/Mirabilite.shtml gesehen 29.07.2010
- ↑ http://www.mindat.org/min-2725.html gesehen 29.07.2010
- ↑ http://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/MineralData?mineral=Mirabilit gesehen 29.07.2010
Literatur[Bearbeiten]
[Dana:1951] | Dana E.S. (Hrsg.) Dana J.D. (1951): Dana's System of Mineralogy, 7, Wiley & Sons | |
[Robie.etal:1978] | Robie R.A., Hemingway B.S.; Fisher J.A. (1978): Thermodynamic properties of minerals and related substances at 298.15 K and 1 bar pressure and higher temperatures. In: U.S. Geol. Surv. Bull, 1452 () | |
[Steiger.etal] | Der Eintrag existiert noch nicht. | |
[Steiger.etal:2008] | Steiger, Michael; Asmussen, Sönke (2008): Crystallization of sodium sulfate phases in porous materials: The phase diagram Na2SO4 -H2O and the generation of stress. In: Geochimica et Cosmochimica Acta, 72 (17), 4291-4306, Webadresse, https://doi.org/10.1016/j.gca.2008.05.053 | |
[Vogt.etal:1993] | Vogt, R.; Goretzki, Lothar (1993): Der Einfluss hygroskopischer Salze auf die Gleichgewichtsfeuchte und Trocknung anorganischer Baustoffe, unveröffentlichter Bericht. |